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Signatur: Lq 10
Strahlenberg, Philipp Johann von:
Das Nord- und Ostliche Theil von Europa und Asia, In so weit solches Das gantze Rußische Reich mit Siberien und der grossen Tatarey in sich begreiffet, In einer Historisch-Geographischen Beschreibung der alten und neuern Zeiten, und vielen andern unbekannten Nachrichten vorgestellet, Nebst einer noch niemahls ans Licht gegebenen Tabula polyglotta von zwey und dreyßigerley Arten Tatarischer Völcker Sprachen und einem Kalmuckischen Vocabulario, Sonderlich aber Einer grossen Land-Charte von den benannten Ländern und andern verschiedenen Kupfferstichen, so die Asiatisch-Scythische Antiquität betreffen; Bey Gelegenheit der Schwedischen Kriegs-Gefangenschafft in Rußland aus eigener sorgfältigen Erkundigung, auf denen verstatteten weiten Reisen zusammen gebracht und ausgefertiget von Philipp Johann von Strahlenberg. - Stockholm: in Verlegung des Autoris 1730. [13] Bl., 438 S., [15] S. Register. Mit 10 Kupfertafeln u. 12 Textholzschnitten.

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Der aus Stralsund stammende Philipp Strahlenberg (1676-1747, vor seiner Erhebung in den Adelsstand Philipp Johann Tabbert, seit 1707 Baron Strahlenberg) kämpfte im Nordischen Krieg als schwedischer Offizier gegen Russland. In der Schlacht von Poltava 1709 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und wurde nach dem westsibirischen Tobolsk deportiert. Während seines dreizehnjährigen Aufenthalts (1709-1722) in Westsibirien konnte er zusammen mit Daniel Georg Messerschmidt einen Teil des Ob- und Jenissej-Tieflands bereisen und erforschen. Er gelangte den Ob abwärts bis Narym, den Jenissej abwärts bis Jenissejsk. 1723 konnte er nach Schweden zurückkehren.
Strahlenbergs Reisewerk beschränkt sich nicht auf Sibirien, sondern umfasst auch den südlichen Steppensaum Russlands. Es berücksichtigt Geschichte, Geographie und Ethnographie etwa zu gleichen Teilen. Strahlenberg lieferte als erster detailierte ethnographische Nachrichten über die sibirischen Mongolvölker, und er wies anhand von umfangreichem sprachwissenschaftlichen Material die Verwandtschaft der uralischen, türkischen, mongolischen und tungusischen Sprachen nach.
Hier die erste Ausgabe, in der jedoch die große, kolorierte Holzschnittkarte von Sibirien (mit Korea und Japan) fehlt. Diese Karte (eine der wichtigsten Sibirien-Karten des 18. Jhs.) ist nur den wenigsten Exemplaren beigebunden. Im gleichen Jahr wie die deutsche Ausgabe erschien eine lateinische Ausgabe u.d.T. »Nova descriptio geographica Tattariae Magnae tam orientalis quam occidentalis ... cum delineatione totius Imperii Russici«, Stockholm 1730.
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Reiseorte: Russland; Sibirien; Sibirien (West); Turkestan; Russland (Süd)