Goethes „Faust“ gehört zu den zentralen Werken des literarischen Kanons – nicht nur in Deutschland, auch weit darüber hinaus.
Im März 2021 wurde der 150. Geburtstag des Lübecker Schriftstellers Heinrich Mann (1871-1950) pandemiebedingt vor allem medial gefeiert.
Der Vortrag untersucht das kulturelle und gesellschaftliche Leben auf Gut Tremsbüttel nordöstlich von Hamburg im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts.
Die deutsch-dänische Schriftstellerin Friederike Brun, geb. Münter (1765-1835) gehört zu den vielgelesenen Reiseschriftstellerinnen der Zeit.
Historisch gesehen könnte man von Literatur im östlichen Wagrien, im Fürstbistum Lübeck sowie in den zum Herzogtum Holstein, dessen Sonderburger Linie und zum Herzogtum Schleswig gehörigen Gebieten sprechen.
Wie überall in Deutschland betraten auch in Ostholstein im 19. Jahrhundert mehr und mehr Frauen die literarische Bühne.
Dieser Vortrag stellt das Leben und Wirken von Christian Cassius im Kontext u.a. der politischen und kulturellen Geschehnisse im Fürstbistum Lübeck und seiner Residenzstadt Eutin vor.
Der Name Amalia Schoppe (1791-1858) ist in der Literaturgeschichte bestenfalls noch im Zusammenhang mit Friedrich Hebbel bekannt, dem sie am Beginn seiner Laufbahn entscheidende Starthilfe gab.
Goethes „Faust“ gehört zu den zentralen Werken des literarischen Kanons – nicht nur in Deutschland, auch weit darüber hinaus. Jede und jeder hat zumindest den ersten Teil schon einmal gelesen und wird nicht nur den Plot, sondern auch das eine oder andere mehr erinnern. Manche bzw. Mancher wird sich vielleicht fragen, ob nicht schon alles über Goethes Faust erforscht wurde. Der Vortrag von Professor Wels wird vorführen, dass es noch Vieles an diesem schier unerschöpflichen Text zu entdecken gibt. Der Vortrag skizziert den frühneuzeitlichen Hintergrund der berühmten Verse, mit denen sich Faust der Magie zuwendet, damit ihm „durch Geistes Kraft und Mund“ „manch Geheimnis würde kund“ und er schließlich erkenne, was als „Wirkenskraft und Samen“ „die Welt im Innersten zusammenhält“. Von diesen Versen ausgehend wird der Vortrag zeigen, auf welche frühneuzeitlichen Vorstellungen aus der Magie – aber auch aus der Medizin – sich Goethe damit bezieht. Prof. Dr. Volkhard Wels lehrt seit 2016 Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit an der Freien Universität Berlin. Er hat Philosophie, Religionswissenschaft und Germanistik in Berlin und Paris studiert. Zurzeit leitet er ein Forschungsprojekt zur Alchemie und Magie im 16. Jahrhundert.
Im März 2021 wurde der 150. Geburtstag des Lübecker Schriftstellers Heinrich Mann (1871-1950) pandemiebedingt vor allem medial gefeiert. Der Autor von Professor Unrat und Der Untertan erlebte dabei eine Renaissance, denn das deutsche Feuilleton erkannte ihn als weitsichtigen Humanisten, Demokraten und Europäer. Der Vortrag bietet einen Einblick in das Leben Heinrich Manns, das durch eine politisch wechselvolle Zeitgeschichte, ein nicht weniger wechselvolles Privatleben und eine diffizile Beziehung zu seinem Bruder Thomas geprägt ist. Das umfangreiche Werk des zu Lebzeiten als Idealist belächelten Dichters erstaunt uns heute mit seinen teilweise visionären Texten, was anhand der jüngsten Rezeption zu zeigen ist und eine anhaltende Beschäftigung mit Heinrich Mann lohnenswert macht.
Der Vortrag untersucht das kulturelle und gesellschaftliche Leben auf Gut Tremsbüttel nordöstlich von Hamburg im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts. Er geht dabei der Frage nach, ob es anderen, bekannteren Zentren der deutschen Adelskultur im dänischen Gesamtstaat wie Emkendorf und Knoop in seiner Bedeutung an die Seite gestellt werden kann. In Tremsbüttel lebten der Schriftsteller Christian Graf zu Stolberg, der hier als dänischer Amtmann residierte, und seine Frau Luise geborene Reventlow, die zwar zu den intellektuell einflussreichsten Personen in Schleswig-Holstein gehörte, aber nahezu unerforscht ist. Sie führten nicht nur ein Leben, das von Dichtung, Lektüre, Sprachstudien und ausgedehnter Korrespondenz mit deutschen und europäischen Geistesgrößen geprägt war. Sie zogen auch zahlreiche Besucher und Besucherinnen aus Dänemark, Holstein und anderen deutschen Ländern an. Neben Stolbergs Bruder Friedrich Leopold und seiner Frau Agnes von Witzleben, die einige Monate auf Tremsbüttel lebten, kamen auch andere Staatsmänner wie Wilhelm von Humboldt, Carl August von Hardenberg und Andreas Peter Graf von Bernstorff. Außerdem gehörten zu den Gästen Dichter wie Friedrich Gottlieb Klopstock, dem immer ein Zimmer und ein Reitpferd zur Verfügung stand, und Johann Heinrich Voß, der hier einmal Weihnachten feierte, Philosophen wie Friedrich Heinrich Jacobi und Theologen wie Johann Kaspar Lavater. Auch hochrangige französische Emigranten, die vor den Pariser Revolutionären geflohen waren, kamen nach Tremsbüttel oder lebten wie der General und Militärschriftsteller Matthieu Dumas mehrere Jahre hier. Beziehungen bestanden darüber hinaus ebenfalls zu anderen Gutsbesitzern wie Friedrich und Julia Reventlow. Der Vortrag bezieht biographische, historisch-politische und kulturgeschichtliche Zusammenhänge in Nordwestdeutschland und im dänischen Gesamtstaat mit ein wie die deutsche Adelskultur im sogenannten Familienkreis und die adelige Fundmentalopposition seiner Angehörigen zum (dänischen) Absolutismus und zur Französischen Revolution. Und er fragt nach Einflüssen und Spielarten der Spätaufklärung in Schleswig-Holstein, um auf diese Weise Tremsbüttel als kulturellem Zentrum deutlichere Konturen zu verleihen.
Seit mehr als 800 Jahren gibt es Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Ostholstein - einer Mikroregion, die über die Jahrhunderte territorialstaatlich zersplittert war. Historisch gesehen könnte man von Literatur im östlichen Wagrien, im Fürstbistum Lübeck sowie in den zum Herzogtum Holstein, dessen Sonderburger Linie und zum Herzogtum Schleswig gehörigen Gebieten sprechen, die später in den Landkreis Oldenburg in Oldenburg eingingen. Doch eine solche Ziselierung der reichen literarischen Produktion, die seit der Slawenchronik von Helmold von Bosau in unserer Region entstanden ist, würde kulturgeschichtliche Zusammenhänge, gemeinsame literarische, rhetorische und ästhetische Traditionen und intellektuelle Austauschprozesse zerreißen. Insofern eignet sich die Rede über Literatur in Ostholstein als ein zwar unhistorischer, aber für die regionale Literaturgeschichte nicht nur hilfreicher, sondern tragfähiger Überbegriff. Und das unter diesem Dach literaturgeschichtlich über die Jahrhunderte wirklich Einiges entstanden ist, das weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus gelesen wurde und Wirkung zeitigte, zeigt dieser Vortrag anhand einiger herausragender Texte.
In diesem Vortrag werden das Leben und Wirken von Christian Cassius im Kontext der europäischen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens sowie der politischen und kulturellen Geschehnisse im Fürstbistum Lübeck und seiner Residenzstadt Eutin vorgestellt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer lernen einen Mann kennen, der in der Kulturgeschichte der Region bislang vernachlässigt wurde, der aber eine herausragende Gestalt von überregionaler Bedeutung war.
Die deutsch-dänische Schriftstellerin Friederike Brun, geb. Münter (1765-1835) gehört zu den vielgelesenen Reiseschriftstellerinnen der Zeit. Sie wuchs in einem protestantischen Pfarrhaushalt auf, der zugleich ein deutschsprachiger, intellektueller Mittelpunkt Kopenhagens war. Zu ihrem Bekannten- und Freundeskreis zählten namhafte Künstler und Intellektuelle in ganz Europa. Sie förderte Künstler, Bertel Thorvaldsen, Johann Ludwig Lund und manche andere. Zudem verstand sie sich als Kulturvermittlerin zwischen Skandinavien, Deutschland, Italien und der Schweiz. Ihre kunstkritischen Arbeiten leisteten wichtige Beiträge zu den Kunst- und Kulturdebatten ihrer Zeit. Ihre literarische Produktion umfasst neben autobiographischen Schriften und Reisebeschreibungen auch Gedichte. Friederike Brun verstand sich als Weltbürgerin; hierin fühlte sie sich mit Germaine de Staël verbunden, mit der sie befreundet war. Sie äußerte sich publizistisch zur politischen Situation Europas, verteidigte das Selbstbestimmungsrecht der Völker und trat für die Schaffung eines europäischen Gleichgewichts ein. Der Vortrag möchte diese intelligente, engagierte Frau vorstellen und einen Einblick geben in die Kultur- und Geistesgeschichte in der europäischen Umbruchzeit um 1800. Auch wird auf die Begegnung mit Johann Heinrich Voß eingegangen. Frau Dr. Gräfin von Schwerin ist Literaturwissenschaftlerin, Vorsitzende der Robert Walser-Gesellschaft (Zürich) und Beisitzerin im Vorstand der Voß-Gesellschaft. Nach Ihrer Johann-Heinrich-Voß-Biografie (2013) ist 2019 ihre Biografie „Friederike Brun. Weltbürgerin in der Zeitenwende“ erschienen, die sie in diesem Abendvortrag vorgestellt hat.
Wie überall in Deutschland betraten auch in Ostholstein im 19. Jahrhundert mehr und mehr Frauen die literarische Bühne. Wie allerorten sind ihre Namen und Werke heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Das lag nicht daran, dass Frauen schlechter schrieben (und schreiben) als Männer, aber in einem von Männern nach wie vor dominierten Literaturbetrieb stempelte man(n) ihre Texte als zweitrangig, als minderwertige Unterhaltungsliteratur oder gar als Schund ab. Öffentliche Bibliotheken haben Werke von Frauen deshalb gerne als erstes weggeworfen, wenn die Regale wieder einmal zu voll waren. Eine neue Anthologie will vier ostholsteinische Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts aus dem Vergessen herausholen. Amalia Schoppe aus Burg auf Fehmarn, Wilhelmine Johannsen aus Eutin, Ida Staacke aus Neustadt und Conradine Stine aus Lensahn zeugen von der aktiven Rolle, die Frauen der Feder damals auch schon in Ostholstein spielten, obgleich ihre Rechte in der Gesellschaft nach wie vor stark limitiert waren. Die in diesem Buch versammelten Erzählungen und Romane zeigen aber auch, welche schriftstellerischen Begabungen im wahrsten Sinne des Wortes über die letzten fast zwei Jahrhunderte im wahrsten Sinne des Wortes weggeworfen wurden. In der Veranstaltung sollen die vier Schriftstellerinnen selbst ausführlich zu Wort kommen. Der Herausgeber wird deshalb nicht nur die kulturgeschichtlichen Kontexte weiblichen Schreibens im 19. Jahrhundert skizzieren, sondern auch und vor allem aus den Texten lesen, um einen Eindruck zu vermitteln, was die Leserinnen und Leser auf den 500 Seiten des Buches erwartet.
Der Name Amalia Schoppe (1791-1858) ist in der Literaturgeschichte bestenfalls noch im Zusammenhang mit Friedrich Hebbel bekannt, dem sie am Beginn seiner Laufbahn entscheidende Starthilfe gab. Tatsächlich war sie eine der beliebtesten Schriftstellerinnen des Biedermeier, verfaßte Romane, Erzählungen, Kinder- und Jugendschriften, Gedichte, Dramen und Sachbücher, gab zwei Zeitschriften heraus und arbeitete an dutzenden der meistgelesenen Journale, Taschenbücher und Anthologien mit. In ihrer Jugend gehörte sie zum romantischen Freundeskreis um Justinus Kerner und Karl August Varnhagen von Ense, dessen Schwester ihre lebenslange Freundin war. 1813 floh sie aus Hamburg vor den französischen Besatzern auf ihre Heimatinsel Fehmarn. Als alleinerziehende Mutter dreier Söhne lebte sie die meiste Zeit ihres Lebens in Hamburg. In der Revolution von 1848/49 war sie leidenschaftlich für die demokratische Bewegung engagiert. 1851, mit fast sechzig Jahren, wanderte sie nach Amerika aus und verbrachte ihre letzten Lebensjahre in Schenectady, N. Y., wo ihr Grab heute noch gepflegt wird.