Dr. Frank Baudach, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, referiert zur wechselvollen Geschichte des Eutiner Cavalierhauses, das in Verbindung zum Eutiner Schloss sowie zu jener Schule, die heute Weber-Gymnasium genannt wird, stand und steht.
Als der Kreis Ostholstein gegründet wurde, geschah dies aus der Zusammenlegung der Kreise Oldenburg und Eutin.
Schleswig-Holstein war während und nach dem Zweiten Weltkrieg eine der Hauptgegenden, in die Deutsche aus den Ostgebieten flohen.
Landrätinnen und Landräte in Schleswig-Holstein gehören untrennbar zur Geschichte ihrer Kreise – als Chefs der Kreisverwaltung verantworten und überblicken sie heute u. a. die praktische Umsetzung der politischen Beschlüsse der Kreistage.
Mitten in der Unruhezeit rund um den Rücktritt von Willy Brandt und den Amtsantritt von Bundespräsident Walter Scheel gewinnt Deutschland gegen Holland mit 2:1.
Das östliche Holstein gehörte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu den abgelegenen Regionen Deutschlands, in die sich nur selten Reisende verirrten.
Seit mehr als 800 Jahren gibt es Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Ostholstein - einer Mikroregion, die über die Jahrhunderte territorialstaatlich zersplittert war.
Wie entwickelte sich die Architektur von Kirchen und Klöstern in Ostholstein bis zur Reformation?
Heimat ist ein Schatz der ganz persönlichen Geschichte, der individuellen Identität.
Am vormodernen Hof verbanden sich Macht und Wissen auf vielfältige Weise zu einem höfischen Wissensraum.
Unverheiratete Frauen aus den niederen Gesellschaftsschichten zählten im 19. Jahrhundert zu den am stärksten bedrohten Personengruppen.
Dr. Frank Baudach, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, referiert zur wechselvollen Geschichte des Eutiner Cavalierhauses, das in Verbindung zum Eutiner Schloss sowie zu jener Schule, die heute Weber-Gymnasium genannt wird, stand und steht. Dieser Vortrag ist bezogen auf eine Kabinettausstellung, die vom 23. Juni - 6. November 2021 in der Eutiner Landesbibliothek präsentiert wurde.
Im März 2021 wurde der 150. Geburtstag des Lübecker Schriftstellers Heinrich Mann (1871-1950) pandemiebedingt vor allem medial gefeiert. Der Autor von Professor Unrat und Der Untertan erlebte dabei eine Renaissance, denn das deutsche Feuilleton erkannte ihn als weitsichtigen Humanisten, Demokraten und Europäer. Der Vortrag bietet einen Einblick in das Leben Heinrich Manns, das durch eine politisch wechselvolle Zeitgeschichte, ein nicht weniger wechselvolles Privatleben und eine diffizile Beziehung zu seinem Bruder Thomas geprägt ist. Das umfangreiche Werk des zu Lebzeiten als Idealist belächelten Dichters erstaunt uns heute mit seinen teilweise visionären Texten, was anhand der jüngsten Rezeption zu zeigen ist und eine anhaltende Beschäftigung mit Heinrich Mann lohnenswert macht.
Dr. Frank Baudach, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, referiert zur wechselvollen Geschichte des Eutiner Cavalierhauses, das in Verbindung zum Eutiner Schloss sowie zu jener Schule, die heute Weber-Gymnasium genannt wird, stand und steht. Dieser Vortrag ist bezogen auf eine Kabinettausstellung, die vom 23. Juni - 6. November 2021 in der Eutiner Landesbibliothek präsentiert wurde.
Schleswig-Holstein war während und nach dem Zweiten Weltkrieg eine der Hauptgegenden, in die Deutsche aus den Ostgebieten flohen. Auch der Raum des heutigen Kreises Ostholstein wurde zum Zufluchtsort für Geflüchtete. Von den insgesamt rund 1.600.000 Geflüchteten, die in den 1940er Jahren nach Schleswig-Holstein kamen, kamen in diesen Jahren rund 110.000 in die Altkreise Oldenburg in Holstein und Eutin. Damit lebten in den beiden Kreisen zeitweise mehr Geflüchtete, als Einheimische. Durch Umsiedlungsmaßnahmen, die ab 1948 begannen, senkte sich der Anteil bis 1950 wieder ab. Dennoch war der Anteil an Geflüchteten in beiden Kreisen auch im Vergleich zu anderen Kreisen in Schleswig-Holstein in diesem Jahr weiter relativ hoch. Es stellen sich einige Fragen, was die Situation für die Menschen vor Ort bedeutete. Wie waren die Lebensumstände? Wie das Verhältnis zwischen Einheimischen und Geflüchteten? Und wie prägte die Zuwanderung die Altkreise und Ostholstein bis heute? Diesen Fragen ist die Historikerin Karoline Liebler M.A. in ihrem Vortrag „Ostholstein als Zufluchtsort nach dem Zweiten Weltkrieg“ am 2. September 2020 nachgegangen.
Mitten in der Unruhezeit rund um den Rücktritt von Willy Brandt, den Amtsantritt von Bundespräsident Walter Scheel und die Aktivitäten der RAF gewinnt Deutschland am 07. Juli 1974 in München gegen Holland mit 2:1 und ist nach 1954 zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister. Am Beginn dieser fußballerischen Reise steht jedoch die Einquartierung in der Sportschule Malente in Ostholstein. In den spartanischen Zimmern entsteht schon in der Anfangsphase unter den Spielern ein Gefühl des Eingesperrtseins. Franz Beckenbauer wird sogar medienwirksam mit dem Satz „Wir werden hier wahnsinnig“ zitiert. Der Tiefpunkt scheint nach der 0:1-Niederlage gegen die Mannschaft der DDR in der Gruppenphase erreicht. Nach der Rückkehr vom verlorenen Spiel wird in der Küche in Malente der Mythos um Teamgeist und die Führungspersönlichkeit Franz Beckenbauer geboren. Nachträglich, erst einige Jahrzehnte später, wird diese Nacht zur Geburtsstunde des „Geistes von Malente“, der den Weltmeister-Titel am 07. Juli 1974 erst ermöglichte und Malentes Ruf als Sportort für die Zukunft manifestiert, sodass auch die Fußballnationalmannschaften 1990 und 1994 die Sportschule in Ostholstein als Unterkunft erwählten. Der Vortrag möchte jedoch nicht nur hinterfragen, ab wann und wie sich der Mythos „Malente“ konstruierte, sondern auch wie seine Langlebigkeit bis in unsere Zeit zustande kam.
Als vor 50 Jahren der Kreis Ostholstein gegründet wurde, geschah dies aus der Zusammenlegung der Kreise Oldenburg und Eutin. Letzterer kam wiederum erst 1937 im Zuge des Groß-Hamburg- Gesetzes als ehemals oldenburgischer Landesteil Lübeck zur schleswig-holsteinischen Provinz. Der neue Kreis Eutin wurde in der gleichnamigen Stadt am 1. April 1937, einem „Tag höchster geschichtlicher Bedeutung“ für die „Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung“, mit einem Staatsakt in die Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert, wie der Anzeiger für das Fürstentum Lübeck am 2. April 1937 berichtete. Neben dem Groß-Hamburg-Gesetz wird der Vortrag die Zuschreibung Eutins als „Hochburg“ des Nationalsozialismus wie auch die Stadt als Wirkungsstätte des „Eutiner Dichterkreises“ in den Blick nehmen und schlaglichtartig wesentliche Charakteristika der nationalsozialistischen Herrschaft in Eutin nachzeichnen. Um den Blick auch über die heutige Kreisstadt hinaus zu weiten, soll auch der Untergang der „Cap Arcona“ unmittelbar vor Kriegsende als wichtiger Teil nationalsozialistischer Geschichte in Ostholstein thematisiert werden.
Landrätinnen und Landräte in Schleswig-Holstein gehören untrennbar zur Geschichte ihrer Kreise – als Chefs der Kreisverwaltung verantworten und überblicken sie heute u. a. die praktische Umsetzung der politischen Beschlüsse der Kreistage. Ihr Rechtsstatus und Aufgabenrepertoire unterlagen seit der Einführung der Kreise 1867 in Schleswig-Holstein allerdings zahlreichen Veränderungen und auch der Landrat selbst – mit seinen biographischen, beruflichen und politischen Eigenschaften – war Teil veränderter Strukturen, neuer rechtlicher Anforderungen an das Amt und politisch-historischer Rahmenbedingungen. Zwischen 1950 und 1970 gab es jeweils zwei Landräte in den Kreisen Eutin und Oldenburg, aus denen 1970 der heutige Kreis Ostholstein erwuchs. Die Karrieremuster der Landräte Tackmann und Ohmstede (beide Kreis Eutin) sowie Rohwedder und Schlitt (beide Kreis Oldenburg) sollen dargestellt und in den Kontext der schleswig-holsteinischen Landratsgeschichte im zeitlichen Rahmen von der Kreisordnung 1950 bis zur Kreisgebietsreform 1970 gestellt werden.
Das östliche Holstein gehörte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu den abgelegenen Regionen Deutschlands, in die sich nur selten Reisende verirrten – heute dagegen ist Ostholstein einer der tourismusintensivsten deutschen Landkreise. Wie ist es zu dieser starken touristischen Prägung gekommen? Der Vortrag behandelt die Anfänge des Tourismus in der Holsteinischen Schweiz und den ostholsteinischen Seebädern, die eng mit der verkehrstechnischen Erschließung der Region im 19. und dem Wandel der Naturwahrnehmung seit dem 18. Jahrhundert verbunden sind. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes wurden im Kaiserreich zunächst die Holsteinische Schweiz, später dann auch die Ostseebäder für breitere bürgerliche Kreise erreichbare und attraktive Reiseziele. Dass das ostholsteinische Hügelland als ästhetische Ideallandschaft wahrgenommen wurde und das Baden im Meer als gesund und erholsam galt, sind entscheidende, historisch gesehen aber keineswegs selbstverständliche Voraussetzungen dieser touristischen Erfolgsgeschichte. Dr. Frank Baudach, Leiter der Eutiner Landesbibliothek, berichtet.
Wie entwickelte sich die Architektur von Kirchen und Klöstern in Ostholstein bis zur Reformation? Welche gegenseitige Beeinflussung lässt sich feststellen? Frau Dr. Katja Hillebrand über Baukunst von Kirchen und Klöstern im ostholsteinischen Raum.
Seit mehr als 800 Jahren gibt es Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Ostholstein - einer Mikroregion, die über die Jahrhunderte territorialstaatlich zersplittert war. Historisch gesehen könnte man von Literatur im östlichen Wagrien, im Fürstbistum Lübeck sowie in den zum Herzogtum Holstein, dessen Sonderburger Linie und zum Herzogtum Schleswig gehörigen Gebieten sprechen, die später in den Landkreis Oldenburg in Oldenburg eingingen. Doch eine solche Ziselierung der reichen literarischen Produktion, die seit der Slawenchronik von Helmold von Bosau in unserer Region entstanden ist, würde kulturgeschichtliche Zusammenhänge, gemeinsame literarische, rhetorische und ästhetische Traditionen und intellektuelle Austauschprozesse zerreißen. Insofern eignet sich die Rede über Literatur in Ostholstein als ein zwar unhistorischer, aber für die regionale Literaturgeschichte nicht nur hilfreicher, sondern tragfähiger Überbegriff. Und das unter diesem Dach literaturgeschichtlich über die Jahrhunderte wirklich Einiges entstanden ist, das weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus gelesen wurde und Wirkung zeitigte, zeigt dieser Vortrag anhand einiger herausragender Texte. Prof. Dr. Axel E. Walter ist Leiter der Forschungsstelle zur historischen Reisekultur in der Eutiner Landesbibliothek.
»Heimat ist ein Schatz der ganz persönlichen Geschichte, der individuellen Identität. Heimat ist immer Erinnerung, aber immer auch gegenwärtig gelebtes Leben als Fundament der eigenen Zukunft. Ein Wert, ein Schatz, den ich schützen muss.« So die Haltung der Kieler Journalistin, Autorin und langjährigen Vorsitzenden des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes Jutta Kürtz. Ihr Vortrag verspricht eine spannende Auseinandersetzung mit dem sehr alten und doch auch immer wieder hochaktuellen Begriff Heimat. Mit der Ausstellung »Heimatkunde« in der Kreisbibliothek Eutin im Winter 2020 war schon eine Annäherung an das Thema unternommen worden. Der - nach langer Corona-bedingter Pause am 16. Februar 2022 endlich nachgeholte Vortrag von Jutta Kürtz – soll ein weiterer Anstoß sein zum Nachdenken über die Wertschätzung von Herkunft und Traditionen in einer globalisierten und multikulturellen Welt.
Am vormodernen Hof verbanden sich Macht und Wissen auf vielfältige Weise zu einem höfischen Wissensraum. Ganz gleich ob Sammlungen, Gärten, Alchemie, Bibliotheken, Theater, Militär oder das Zeremoniell im Fokus eines Hofes standen, immer war man auf Träger von Sonderwissen angewiesen, die in der Rolle von Experten agierten. Der Experte befand sich jedoch in einer asymmetrischen Machtposition und war von der Gunst seines Fürsten anhängig. Expertise bot mithin Chancen und Risiken zugleich: Sozialem Aufstieg und ‚Projektförderung‘ standen der ‚Fall des Günstlings‘ und diverse Formen der Ausbeutung als Kehrseiten gegenüber. Der Vortrag rekonstruiert diese Beziehungen von Macht und Wissen an Beispielen unterschiedlicher Hoftypen und Wissensfelder und fragt nach der Inszenierung von Expertise, nach Gewinnern und Verlieren und der Kritik an höfischen Expertenkulturen. Herr Prof. Dr. Füssel ist Inhaber der Professur für die Geschichte der Frühen Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung der Wissenschaftsgeschichte an der Universität Göttingen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Gelehrtenkultur ebenso wie die Militärgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts und die Historiographiegeschichte.
Unverheiratete Frauen aus den niederen Gesellschaftsschichten zählten im 19. Jahrhundert zu den am stärksten bedrohten Personengruppen. Unter den existentiellen Gefahren, denen arme ledige Frauen im 19. Jahrhundert ausgesetzt waren, war die Schwangerschaft eine der unheilvollsten. Unehelich schwanger zu sein, hatte für mittellose Schleswig-Holsteinerinnen häufig desaströse Folgen: Sie verloren ihre Arbeit und damit ihre ökonomische Existenzgrundlage, wurden sozial und religiös geächtet und hatten oft keinen Ort, an den sie sich wenden konnten. Hinzu kamen große medizinische Risiken, die mit Schwangerschaft und Geburt im 19. Jahrhundert einhergingen und von denen arme Frauen stets stärker betroffen waren als andere. Anhand von Beispielen, die auch nach Ostholstein und ins Eutiner Land führen, zeichnet der Vortrag die Lebensumstände armer, lediger Schwangerer in Schleswig-Holstein im 19. Jahrhundert nach. Das Interesse wird so gezielt auf eine Personengruppe gelenkt, die in der historischen Überlieferung stark unter-repräsentiert ist und der daher nur selten größere Beachtung geschenkt wird. Dr. Christian Hoffarth ist seit 2020 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Regionalgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er hat Mittlere und Neuere Geschichte sowie Germanistik in Heidelberg studiert und in Hamburg promoviert.