Der protestantische, preußische Adlige Otto Friedrich von der Gröben unternahm ab 1675 eine Reise in den Mittelmeerraum, bei der er auch das Heilige Land besuchte. Seine 1694 gedruckte Reisebeschreibung enthält nicht nur eine ausführliche Schilderung seiner Abenteuer als Kaperfahrer, sondern stellt daneben ein frömmigkeitsgeschichtliches Zeugnis ersten Ranges dar, welches die Möglichkeiten einer protestantischen Pilgerfahrt auslotet. Luther hatte dem Wallfahrtswesen, das eng mit dem Ablasshandel verflochten war, eigentlich den Kampf angesagt. Unter welchen Gesichtspunkten konnte es für einen Protestanten legitim, ja glaubensfördernd sein, die Heiligen Stätten zu besuchen? Wie sieht der Umgang mit den anderen Konfessionen und Religionen im Heiligen Land aus? Der Vortrag möchte auf diese und andere Fragen eine Antwort geben.
Bernhard Jahn ist Professor für deutsche Literatur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit am Germanistischen Institut der Universität Hamburg. Er studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Ältere und Neuere deutsche Literatur sowie Musikwissenschaft. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Frühen Neuzeit, wobei er sich vor allem für das Theater interessiert. Weitere Interessen bilden Reiseliteratur, Fragen der Intermedialität und der Interkonfessionalität.
Quellen und Literatur
Otto Friedrich von der Gröben. Orientalische Reise-Beschreibung / des Brandenburgischen Adeligen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben. Nebst der Brandenburgischen Schifffahrt nach Guinea und der Berrichtung zu Morea. Marjerwerder 1694
Itinerarium Sacrae Scripturae. Ein Reisebuch. Oder die gantze heilige Schrifft zwey Bücher geteilet. Wittenberg 1537.
Martin Luther. Tischreden. WA I,1157