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Niclutsch, Franz:
Americanische Nachrichten von Quito und den wilden Indianern in Maragnon. verfasset von Francisco Niclutsch, ehemaligen Missionario in der quitensischen Mißion. - o.O. [= Leipzig] Gedruckt im Jahr 1781. 158, 2 ungez. S.

Erste und einzige Ausgabe dieser »ethnologisch sehr interessanten Schilderung über die Cabeliados, einen Indianerstamm, der zwischen den Flüssen Rio Napo und Rio Putumayo lebte; beide Ströme münden in den Maragnon ( Amazonas). - Franz Niclutsch (1723-1800) aus Tirol ging 1754 als junger Missionar der Jesuiten nach Quito. ... Einleitend berichtet Niclutsch von dem geistlichen Leben in der Hauptstadt und geht dann über zu allgemeinen Angaben über die geographische Lage der Provinz. Es folgt ein Kapitel über das Erdbeben in Quito, das er gleich nach seiner Ankunft im Jesuitenkolleg miterlebte. Danach berichtet er von den Sitten der Quitenser und über die Rolle der Jesuiten bei den Aufständen. In der Geschichte der Mission erfahren wir, daß er 1755 mit Pater Franz Xaver Veigl (1723-1798) aus Graz eine beschwerliche Reise zu den Cabeliados unternahm. Zehn Jahre lebte er bei diesem wilden Indianerstamm, deren Aussehen, Leben und Gewohnheiten er ausführlich und lebendig schildert. Er beschreibt ihre Behausungen, Speisen, Getränke, Krankheiten, Heilmittel sowie Jagdgewohnheiten (Curara-Gift) und die typischen Tiere der Region. Nicht unerwähnt bleiben die Schicksale von Missionaren, die ermordet wurden. Das letzte Kapitel behandelt die Vertreibung der Jesuiten im September 1767, der Niclutsch in Quito mit 80 seiner Glaubensbrüder auch Folge leisten mußte. Eindringlich schildert er, daß sie wie Verbrecher behandelt und deportiert wurden; dabei kamen einige Patres zu Tode. Ihr mühseliger Weg ging über Guayaquil, Panama nach Cartagena, wo sie sich nach Europa einschifften. In Cadix trafen damals 2000 Jesuiten aus Amerika ein. Mit 100 deutschen Brüdern segelte er weiter nach Korsika, wo ihnen 75 spanische Taler zum Abschied ausgehändigt wurden. Den Abschluß bilden seine Nachrichten über die Reaktion der Indianer auf ihre Vertreibung. Niclutsch verteidigt die Missionsarbeit der Jesuiten und weist die Anschuldigungen hinsichtlich der von ihnen angeblich versteckten Reichtümer zurück. 1769 wird er Bibliothekar in Rottenburg und 1772 "Pere spirituel" in Ebersperg. In München ist er gestorben.« (Koppel)

Nachweise: Ant. Koppel
Standorte: 12; 19; 24
Sachbezug: Jesuiten; Mission; Katastrophe; Erdbeben; Landesbeschreibung
Geographischer Bezug: Amerika; Südamerika; Quito; Maragnon; Peru; Amazonas; Rio Napo; Rio Putumayo

BibliografieDeutschsprachige Reiseliteratur vom 18. bis 20. Jahrhundert
© für die Datenzusammenstellung und inhaltliche Erschließung: Wolfgang Griep, Eutin