Accurata Utopiae Tabula. Das ist der Neu-entdeckten Schalck-Welt oder des so offt benannten, und doch nie erkannten Schlaraffenlandes Neuerfundene lächerliche Land-Tabell [...]. - Nürnberg: Homann o.J. [um 1720]. Kolorierter Kupferstich. 49 x 57 cm.
Der Autor attackiert in dieser Karte die Eß-, Trink-, Liebes- und Lebenssitten seiner Zeit. Man muß diese Karte unter moralischen Gesichtspunkten interpretieren und sollte dabei die pietistischen Neigungen Homanns nicht ganz außer acht lassen. Das eigentliche Schlaraffenland umgeben untergeordnete Provinzen, das Königreich Mammon, die Republik der venerischen Krankheiten, das Königreich Podagra. Wohin das flotte Erdenleben führt, zeigt der Südteil der Karte mit dem höllischen Reich, während sich im kalten Norden die von den Lebenskünstlern wenig angestrebte Terra sancta incognita befindet. Die moralische Scheidelinie bildet der Äquator. Moralkritisch ist auch die Titelkartusche rechts unten aufzufassen: Auf einem Faß sitzt ein fetter Zecher, rechts serviert man ihm einen Storchenbraten, links vergnügt sich ein Liebespaaar, auf dem Boden liegen Attribute weiblicher Eitelkeit: Bürste, Kamm, Fächer. Rechts übergibt sich ein trunkener Zecher in den Sau-Fluß. (Die Karte als Kunstwerk 203).
Nachweise: Ant. Brockhaus CLII 439
Sachbezug: Utopie; Kartographie
Personenbezug: Schnebelin
Geographischer Bezug: °Schlaraffenland
BibliografieDeutschsprachige Reiseliteratur vom 18. bis 20. Jahrhundert
© für die Datenzusammenstellung und inhaltliche Erschließung: Wolfgang Griep, Eutin