Nachdem die Eutiner Landesbibliothek 1926 das beengte Schulhaus an der Plöner Straße räumen musste, wurde sie in eine Art Notquartier im Untergeschoss des Regierungsgebäudes an der Lübecker Straße untergebracht. Erst 1935 konnte sie dann in das repräsentative und geräumige Kavalierhaus am Schlossplatz umziehen. Hier entwickelte der 1936 eingestellte Bibliothekar Jochen Schmidt weitreichende kulturelle Aktivitäten durch die von ihm organisierten Treffen des »Eutiner Dichterkreises«. Ganz im Sinne der NS-Ideologie sollte hier eine »Gemeinschaft von Schriftstellern« entstehen, »die ihr Wort aus dem bluthaften und geistigen Erlebnis des norddeutschen Raumes schöpfen« (Eutiner Almanach 1937, S. 5). Zwischen 1936 und 1939 fanden insgesamt vier große, öffentlichkeitswirksam präsentierte Herbsttreffen im Kavalierhaus statt, an denen bis zu 26 Schriftstellerinnen und Schriftsteller teilnahmen.

Vordere Reihe, von links nach rechts: 1. Prof. Dr. Gerhard Fricke (Kiel), 2. Dr. Arthur Schäfer (Oberschuldirektor, Eutin), 3. Ottomar Enking, 4. Gustav Frenssen, 5. Hans Ehrke, 6. Carl Westphal, 7. Jochen Schmidt, 8. Hermann Claudius, 9. Heinz Grothe (Zeitungsberichterstatter), 10. Ingeborg Andresen. Hintere Reihe, von links nach rechts: 1. Frau Garber (?), 2. Otto Garber, 3. August Hinrichs, 4. Ernst Behrends, 5. Gustav Friedrich Meyer, 6. Frau Ehrke, 7. Jacob Bödewadt (Ehemann von Ingeborg Andresen), 8. Prof. Andreas Hofmeier (Musikpädagoge und Dirigent, Eutin), 9. Gustav
			Peters (Schulleiter, Eutin), 10. Christian Frenzel (Zeitungsberichterstatter), 11. Johann Heinrich Böhmcker (Regierungspräsident und Schirmherr), 12. unbekannt, 13. Prof. Dr. Otto Scheel (Kiel), 14. Waldemar Augustiny, 15. Frl. von Witzleben, 16. Albert Mähl, 17. Herr Wulf, 18. Heinrich Eckmann, 19. Frau von Witzleben, 20. unbekannt, 21. Frau Schäfer, 22. unbekannt, 23. Dr. Hans-Ulrich Ricklefs (Bürgermeister, Eutin).

Gruppenbild (Mitglieder und Gäste) auf der Terrasse des Kavalierhauses beim ersten Treffen des Eutiner Kreises, September 1936.
(Foto: Eutiner Landesbibliothek. Zum Vergrößern auf das Bild klicken.)

Die Vorträge und Lesungen des ersten Treffens 1936 fanden in den neu eingerichteten Ausstellungsräumen der Landesbibliothek im Obergeschoss des Kavalierhauses statt.
Foto 1: Blick auf die Zuhörerschaft. Foto 2: Hans Friedrich Blunck liest Balladen vor.

Blick auf die Zuhörerschaft

Foto 1

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Blunck liest Balladen vor

Foto 2

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“Die Dichterfamilie“. Von links nach rechts: Otto Garber, Frau Eckmann, Hans Ehrke, Frau Meyer, Heinrich Eckmann, Frau Ehrke, Gustav Friedrich Meyer, Frau Garber

„Die Dichterfamilie“. Einige Mitglieder des Eutiner Dichterkreises präsentieren sich beim zweiten Treffen 1937 zusammen mit ihren Ehefrauen als »Dichterfamilie«.

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Bildunterschrift

Das wichtigste Publikationsorgan des Eutiner Dichterkreises war der von Christian Jenssen herausgegebene »Eutiner Almanach«. In fünf Jahrgängen 1936-1940 versammelte er exemplarische Dichtungen der Mitglieder. Unter veränderten Vorzeichen ließ Jenssen dann 1961 noch ein weiteres Bändchen erscheinen, in dem er die nationalsozialistischen Verstrickungen der Gruppe allerdings weitgehend leugnete und verharmloste.
(Eutiner Landesbibliothek, III d 391:1938)

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