Das Cavalierhaus – Biografie eines Eutiner Gebäudes:
eine virtuelle Ausstellung der Eutiner
Landesbibliothek
Zur Einführung
"Bücher haben ihre Schicksale“, heißt ein geflügeltes Wort. Aber genauso haben die Gebäude, in denen diese Bücher stehen, ihre Schicksale. Das Eutiner Cavalierhaus, im Jahre 1840 fertiggestellt,gehört zu den interessantesten Gebäuden dieser Art in Schleswig-Holstein. Es entstand im Zuge einer repräsentativen Neugestaltung des Eutiner Schlossplatzes und ist Zeugnis einer höfischen Residenzarchitektur. Der Name ‚Cavalierhaus‘ weist auf seine Funktion im Schlossensemble: Es diente bis ins 20. Jahrhundert der Unterbringung von fürstlichen Beamten, höheren Mitgliedern des Hofstaates und Gästen der Herrscherfamilie, die nicht im Schloss untergebracht werden konnten. Fast zeitgleich mit diesem Bauwerk war in Eutin 1837 die Großherzogliche Öffentliche Bibliothek eröffnet worden. Sie wurde im 1833 vollendeten Neubau des neuen Gymnasiums an der Plöner Straße, der heutigen Weber-Schule, aufgestellt, wo sie bis 1926 verblieb und - nach einer Zwischenstation im Regierungsgebäude in der Lübecker Straße (heute Kreisverwaltung) - 1935 als Landesbibliothek Eutin im Cavalierhaus am Schlossplatz untergebracht werden konnte.
Im roten Kasten findet sich die Dechanei, das Vorgängergebäude
des Eutiner Kavalierhauses am Schlossplatz.
Bauwerk und Bücher fanden erst rund einhundert Jahre nach Bau und Bibliotheksgründung zusammen. Als die britische Militärregierung 1945 das Gebäude beschlagnahmte, mussten die Bücher ausgelagert werden, kehrten aber schon 1947 nach und nach ins Cavalierhaus zurück. Auch der Umzug der 1946 zur Kreisbibliothek Eutin umbenannten Bibliothek in die restaurierte Kutschenremise im Jahr 1980 war zumindest für den historischen Teil der Bibliothek nicht von Dauer: 1994 zog sie als Eutiner Landesbibliothek wieder in das neu restaurierte Cavalierhaus.
Die Kabinettausstellung im Foyer der Eutiner Landesbibliothek will nicht in erster Linie die Geschichte der Bibliothek erzählen, sondern die Geschichte des Gebäudes, in dem sie sich seit mehr als achtzig Jahren befindet, und das doch sehr viel älter ist und fast ein Jahrhundert lang eine ganz andere Funktion erfüllte, bevor die einstige Großherzogliche Öffentliche Bibliothek hier ihr Quartier fand.