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Signatur: Ly 2647
Rohan, Karl Anton:
Moskau. Ein Skizzenbuch aus Sowjetrußland von Karl Anton Prinz Rohan. - Karlsruhe: G. Braun [1927]. VIII, 142 S.

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Der österreichische Publizist und Kulturkritiker Karl Anton Rohan (1898-1974) entstammte einer alten Adelsfamilie und vertrat ein traditionell-konservativ-elitäres Kulturkonzept. 1927 reiste er im März und April für einige Wochen in die Sowjetunion. Er hielt sich überwiegend in Moskau auf, kurz auch in Leningrad. Die wichtigsten Aspekte, die ihn interessieren, sind Kultur, Theater und die politische Organisation, sowie allgemeine Reflexionen über den Bolschewismus und die Lage in Russland. Die Darstellung ist von kulturphilosophischem Pessimusmus und einer dezidiert antimodernen Geisteshaltung geprägt, wobei der Sozialismus für den Autor wohl nur eine spezielle Ausprägung des Verfalls traditioneller Werte und Standesgrenzen ist. »Bei ... öffentlichen Bällen ... behielt der Adel, besonders die Frauen, dieselbe Zurückhaltung gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft wie ehemals der Herrscher dem Adel gegenüber ... Heute kann man in jedem öffentlichen Tanzlokal der Welt Hoheiten, Fürstinnen, Frauen der großen Industrie- und Bankmagnaten, sogar Mädchen aus all den genannten Ständen neben der Halbwelt aller Ränge im Charleston mit Beinen, Armen und anderen Körperteilen ... im Negerrythmus schwingen sehen. ... Beim Charleston verlernt man die Reste der großen europäischen Überlieferung.« In Moskau sieht er »endlich wieder einmal Frauen und keine "Bubis" ... das lange Haar ist umso paradoxer, als der Bubikopf gleichzeitig von der Suffragette und der russischen Studentin ausging. Das Leben ist eben doch stärker und eigenwilliger als alle Tyrannei der Logik.« (S. 14-16).
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Reiseorte: Sowjetunion; Russland; Moskau; Sankt Petersburg