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Signatur: Ly 2644
Watter, Helene von:
Eine deutsche Frau erlebt Sowjetrußland. 1.-5. Auflage. - Breslau: Bergstadtverlag [1932]. 112 S. Mit Schwarzweiß-Fotos u. 1 Kartensizze.

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Helene von Watter (1895-1972) stammte aus alten pommerschen Adel. Sie war eine der ersten Frauen, die in Deutschland Medizin studierten. Sie schloss ihr Studium 1923 mit der Promotion ab und arbeitete als praktische Ärztin. Als Mitglied der nationalkonservativen DNVP (Deutschnationalen Volkspartei) gehörte sie von 1925 bis 1933 dem Preußischen Landtag an. Nach 1945 kandidierte sie in der Bundesrepublik Deutschland für nationalkonservative Parteien. 1929 unternahm sie eine fünfwöchige Studienreise durch Sowjet-Russland, »auf eigene Faust, allein und auf eigene Kosten« (S. 5), wobei sie mit der Bahn in der »harten Klasse« fuhr. Über Riga erreichte sie Leningrad, die weiteren Reisestationen waren Moskau, Voronesh, Charkov, Rostov-na-Donu, das Kubangebiet, Tiflis und Batumi. Die Rückreise führte durch die Ukraine und Kiev nach Warschau. Eine zweite Reise im Frühjahr 1931 (zur Zeit der Hungersnot), die von den sowjetischen Behörden nicht genehmigt war, führte mit Anreise über Persien nach Baku, Tiflis, in die Republik der Wolgadeutschen nach Saratov, dann nach Moskau und über das Baltikum zurück nach Deutschland. Der Reisebericht schildert überwiegend die zweite Reise 1931. Die Schilderung ist realistisch und detailreich, allerdings infolge der politischen Ausrichtung der Autorin allerdings einseitig negativ und nicht frei von Klischees. Watter erklärt angesichts des Lebensmittelmangels die Kollektivierung für gescheitert, sie hält die Russen für faul und der Hygiene abgeneigt und warnt vor dem russischen Geburtenüberschuss.
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Reiseorte: Russland; Sowjetunion; Sankt Petersburg; Moskau; Woronesch; Charkow; Rostow am Don; Kuban-Gebiet; Tiflis; Batumi; Ukraine; Kiew